Dieses kleine Heim im Viertel „Los Chacos” am Stadtrand von Boliviens Tieflandmetropole Santa Cruz möchte Mädchen und weibliche Jugendlichen, die Erfahrung mit sexualisierter und physischer Gewalt machen mussten, einen geschützten Raum bieten, in dem sie angstfrei leben und sich weiterbilden können.
Sr. Clara Erlbacher vom Orden der Halleiner Schulschwestern ist die Gründerin und Leiterin dieses Heims. Sie ist seit 45 Jahren im Missions- und Entwicklungshilfeeinsatz in Bolivien. Nach mehreren Jahren Arbeit in einem Spital eröffnete sie im Jahr 1992 ein Heim für Sozialwaisen, psychisch schwer geschädigte, verprügelte, sexuell missbrauchte Mädchen.
Ein kleiner Werfefilm für Casa Maria Jacinta von Maria Boemer, 2019.
Das Projekt erhält Unterstützung von Freiwilligen des weltwärts-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ. Die Koordination erfolgt über die Missionszentrale der Franziskaner, Bonn.
Der gemeinnützige Verein "Un Monton de Estrellas", Sitz in Wien, unterstützt dieses Mädchenheim durch diverse Aktionen. Auf dessen deutschsprachiger facebook-Seite gibt es aktuelle Informationen:
Aus dem Alltag
„Nach dem Mittagessen haben alle rotativ eine Arbeit: Geschirr abwaschen, Speisesaal putzen, den Gang kehren, etc.etc. Den Rest der Mittagszeit verwenden sie zum Wäschewaschen oder Bügeln oder Zimmerputzen, etc. Um 14 Uhr 30 beginnen sie mit den Schulaufgaben, eine Lehrerin und zwei Erzieherinnen helfen ihnen dabei. Alle Kinder haben Probleme beim Lernen, sei es, weil sie ein so großes Trauma haben und sich nicht konzentrieren können, sei es weil sie 2 oder 3 Jahre nicht mehr in der Schule waren und deshalb sehr schlecht lesen und schreiben. Ist der Vergewaltiger ein Familienmitglied, dürfen die Kinder nicht mehr zur Schule gehen, dort könnten sie aussagen, dass sie dauernd vergewaltigt werden. Ab 18 Uhr haben sie Freizeit, wenn sie mit den Aufgaben fertig sind, dann machen sie ein wenig Sport, wenn es nicht regnet, sonst machen sie Tischspiele oder schauen sich einen Film an. Eine Gruppe von 8 Kindern lernen ein Musikinstrument, Geigen, Cello, Bassgeige, Klarinette und Querflöte. Die benützen die Freizeit zum Üben der Instrumente. Leider bekamen wir heuer keine Stipendien, so dass sie nur einmal in der Woche gemeinsamen Musikunterricht haben. Aber diese Instrumente brauchen nicht nur viel Übung, sondern auch einen Lehrer für den Einzelunterricht, den sie leider heuer nicht haben. Ich hoffe dass es uns finanziell ausgeht, dass sie in den Ferien nach Urubichá fahren können, wo sie den ersten Unterricht hatten, um so weiter zu kommen. Dort muss man den Lehrer nicht bezahlen.“ (Brief von Sr. Clara, Dezember 2013)
Ein beispielhafter Fall
„Ich glaube, ich schrieb Euch voriges Jahr von Andrette, die mit der Mutter beim Vergewaltiger, dem Stiefvater, im Gefängnis leben musste. Der Vergewaltiger hat inzwischen 20 Jahre Gefängnisstrafe bekommen. Andrette musste zur Gerichtsverhandlung, das war schlimm. Aber noch schlimmer ist das Verhalten der Mutter. Sie kam ins Heim und brachte Andrette ein Foto vom Vergewaltiger, damit sie ihn immer vor Augen hat! Kann eine Mutter wirklich so viel Böses dem eigenen Kind zufügen? Aber dann erzählte uns Andrette erst, dass die Mutter gegen Geld sie auch anderen Gefangenen zur Vergewaltigung gab und Andrette deshalb in großer Sorge um ihre zwei Halbschwestern war, die weiterhin bei den Eltern im Gefängnis waren. Sie fürchtete, dass die Mutter nun ihre kleineren Schwestern um Geld prostituiert. Zum Glück gelang es uns mit Hilfe des Jugendamtes, die beiden Schwestern herauszubekommen.“ (Brief von Sr. Clara, Ostern 2014)